Der Blinddarm

Geschrieben am 14. April 2012 von

„Wir wissen noch nicht wann und wohin es weiter geht“ …… Das war der Stand des letzen Eintrages. Wie untypisch es war? Meistens zieht es uns schneller weiter. Aber irgendetwas hielt uns. Selbst Robert, der sonst immer die treibende Kraft ist, hatte keine Eile. Wie schön es war, es den „Karibischen Rhytmus“ zu nennen. Nun scheint es eher so, als sollten wir aus einem anderem Grund länger in Les Saintes verweilen.

In unseren Überlegungen der Reisevorbereitungen gab es immer wieder, mehr im Scherz, den Klassiker „Was macht man bei einer Blinddarmentzündung“. Irgendwie schien es als wäre dies das höchste Maß der Katastrophe an Krankheiten. Ernsthaft habe ich nie an die Möglichkeit gedacht. Das wäre ja wie ein Sechser im Lotto wenn es direkt auf dieser Reise passiert.

Als Nick von der Born über starke Bauchschmerzen klagte, kam zwar kurz der Verdacht auf, aber mehr auch nicht. Erst als er im Nottransport (Schnellfähre) nach Guadeloupe gebracht wurde, wurden wir aus unserem entspannten „Dahinleben“ in die Realität gerissen. Dann begann eine ziemliche Odyssee. Nick schwebte tatsächlich in Lebensgefahr, wurde aber noch im letzen Moment eingeliefert und operiert. Wir sind dankbar, dass er noch bei uns ist.

Das Boot und Mel allerdings waren nun alleine. Robert fuhr Mel und die Born noch am selben Tag nach Guadeloupe. Dort versuchten die beiden einen Platz in einer Marina zu bekommen. Was in einem lautstarken Streit endete (Robert war überrascht das er solch eine Diskussion auf französisch halten kann). Da die Marina gerade umfangreiche Renovierungen hatte und keine Boote aufnahm. Robert machte die Born trotzdem fest. Die Notsituation wollte man dort nicht wirklich verstehen. Robert kam dann mit der Fähre zurück zu uns. Als er ankam war er mit den Nerven am Ende, auf dem Rückweg geriet er zusätzlich mit dem Kapitän der Fähre aneinander der forderte, entweder bleibt der Benzinkanister (der bis auf einen winzigen Rest leer war) zurück oder Robert darf nicht mitfahren. Der Witz ist, dass es ein System zu sein scheint. In Les Saintes kann man kein Benzin kaufen, man kann es aber auch nicht aus Guadepoupe heranschaffen. Ich frage mich wie die ganzen Autos und Motorroller an Benzin kommen. Naja nun fehlte nicht nur Benzin sondern auch der Kanister.
Am nächsten Tag erreichten wir nach einiger Zeit und nur mit Hilfe von Franzosen einer anderen Yacht Nick im Krankenhaus. Wir fuhren gemeinsam mit der Nubia am übernächsten Tag hinterher.

Als die Nubia und die Timpetee einen Ankerplatz hatten, fuhren Robert und Mike zurück und holten die Born, der man nur zwei Tage in der Marina gewährt hatte. Der Ankerplatz den wir gefunden hatte war nicht ideal. Wir benötigten dringend  Internet um das weitere Vorgehen planen zu können. Denn Mel und die Born benötigten einen sicheren und guten Platz solange Nick im Krankenhaus war. Alle waren aufgewühlt und irgendwie wollte alles nicht so richtig laufen. Wir gelangten am Samstag noch per Anhalter zu Nick. Aber auch in der Hauptstadt(!!!) Basse Terre fanden wir keine einzige Möglichkeit Internet zu nutzen. Außerdem gab es kein Hotel (die Idee war, Mel in der Nähe zum Krankenhaus unterzubringen) und in der Touristeninformation sprach man nur französisch (!). Schon merkwürdig, dass man in Gegenden die eher als Entwicklungsland bezeichnet werden können, in jeder Strandbar WiFI hat, in Frankreich aber von der Welt abgeschnitten ist.

Die Ostertage erschwerten die Fahrt zum Krankenhaus, da weder Busse noch Taxis fuhren so blieb Nick zwei Tage alleine.. Allerdings hatten wir wenigstens am Ostersonntag ein schönes Essen auf der Timpetee. Auf der Nubia kam natürlich auch der Osterhase (Die Frage „wie kommt der Hase aufs Boot“ bleibt jedoch offen, mir gefällt das Bild wie ein kleiner Hase in seinem Dingi mit Außenborder herumfährt).
Es wurde dann beschlossen, die Boote am Ostermontag noch einmal zu verholen. Was hieß, dass wir noch weiter vom Krankenhaus entfernt sein würden. Aber Deshaies ist ein kleiner Ort mit Internet, Möglichkeiten einzukaufen und Wasser zu bunkern und endlich Benzin kaufen zu können.

Der Versuch am Feiertag noch irgendetwas zu organisieren blieb erfolglos. Selbst Essen gehen gestaltete sich schwierig, da die drei geöffneten Restaurants gnadenlos überfüllt waren. Wir reservierten einen Tisch in einer Pizzeria, kamen aber zu spät und man teilte uns mit, dass die Pizzas nun ausverkauft wären, wir den Tisch aber trotzdem haben könnten.
Am Dienstag wurde es einfacher, Mel lieh ein Auto aus wir besuchten Nick und machten danach einen Ausflug zu dem Vulkan Souffriere. Nach einem anstrengend Aufstieg, konnte man jedoch nur Wolken sehen. Macht nichts, wenigstens hatte ich meine ersehnte Bewegung. Am Abend dann der zweite Versuch mit der Pizza. Robert fragte, ob wir einen Tisch für 5 Personen haben könnten. Nachdem es diesen gab fragte er ob es auch Pizza (in der Pizzeria) gäbe. Es gab sie!
Seit Nick ins Krankenhaus kam, lief vieles schwierig und wir sind alle etwas geschafft. Selbst das Ankern gestaltet sich schwierig, weil der Boden hart aus Korallenkies war. Robert weiß schon nicht mehr wie oft er die Anker der Born und der Timpetee hochholen und reinwerfen musste. Auch Nachts kam ein Hilferuf per Funk von Mel dass ein Katamaran sie gerammt hätte. Der harte Korallengrund will die Anker nicht aufnehmen. Gedriftet ist der Kat. Mike hat am nächsten Tag die Franzosen freundlich daraufhingewiesen, die nur entgegeneten „Pas de probleme“. Merkwürdiges Volk! Doch nun scheint es ruhiger zu werden. Nach dem letzen Driften gestern liegt die Timpetee fest und die Born hat die heftigen Böen auch überstanden. Außerdem wurde Nick Donnerstag wieder entlassen und muss nur noch alle zwei Tage ins Krankenhaus zur Kontrolle. Wir wurden von den beiden zu einem ganz wunderbaren Essen eingeladen. Danke! Für uns hieß Nicks Entlassung auch, dass wir weiter können. Für uns wird die Zeit allmählich knapp, die letzen Wochen hier sind gezählt. Unsere Rückfahrt muss vorbereitet werden.

Seit Freitag sind wir nun in Antigua und erfreuen uns hier noch einmal an weißen Sandstränden und ruhen uns von der Aufregung der letzen Zeit aus. Aber das nächste Problem kündigt sich an. Nach gründlicher in augenscheinnahme des Motors stellt Robert fest, dass er an diversen Stellen leckt, vor allem Kühlwasser. Er benötigt dafür neue Dichtungen, die bestellt werden müssen. Mal sehen wie lange das dauert.

Blick vom Vulkan auf Basse Terre

Blick vom Vulkan auf Basse Terre

Nix zu sehen aber trotzdem glücklich

Nix zu sehen aber trotzdem glücklich

Ostern auf der Timpetee

Ostern auf der Timpetee

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